
MaiKind
Wie findet man als junges Handmade-Label den Mut einen “richtigen” Laden zu eröffnen? Und was muss gute Kinderkleidung aushalten können? 10 Fragen an… MaiKind
1. Hallo Fritzie! Hallo Nine! Im April letzten Jahres habt ihr in Dresden euren Laden eröffnet. Ich habe immer riesigen Respekt vor jedem, der sich das traut. War es ein großer Schritt für euch?
Fritzie: Hallo liebe Nadine, oh ja für uns war es ein Riesen-Schritt. Wir haben sehr lange hin und her überlegt ob wir das stemmen können und vor allem, ob der Zeitpunkt stimmt. Nine war damals hochschwanger und ich hatte gerade mein Studium beendet. Glücklicherweise hat meine Mama zum selben Zeitpunkt eine neue Örtlichkeit für ihre Hebammenpraxis gesucht und kurzerhand entstand die Idee ein Gemeinschaftsprojekt zu starten. Zweimal pro Woche schließen wir nämlich die Türen damit frischgebackene und werdende Mamas hier Rückbildungs- und Geburtsvorbereitungskurse machen können.
2. Wird dort auch genäht?
Fritzie: Ja, im hinteren Bereich des Ladens haben wir einen kleinen Raum, den wir als Atelier nutzen. Dort wird genäht, zugeschnitten, bearbeitet und entworfen.
3. Wie habt ihr euch organisiert? Macht ihr beide alles was anfällt oder hat jede von euch eigene Aufgabenbereiche?
Nine: Wir haben natürlich unsere Steckenpferde und ergänzen uns dabei sehr gut. Ich arbeite am liebsten an der Nähmaschine, entwickele unsere Schnitte und mache den Papierkram. Fritzie ist eher der kreative Kopf, arbeitet viel am Rechner und kümmert sich um den Zuschnitt. Praktisch sieht es aber so aus, dass wir meist rotieren, so wird es nie langweilig.
4. Euch ist es wichtig, dass bei euren Kleidungsstücke die Qualität stimmt, damit die Sachen an kleine Geschwister
weitergegeben werden können. War das bei euch selbst auch so als Kind?
Nine: Lustigerweise sind wir beide die ältesten Geschwister und müssen ehrlich gestehen, dass unsere kleineren Geschwister es in den meisten Fällen ganz und gar nicht mochten unsere Sachen zu bekommen. Das kennt bestimmt jedes jüngere Geschwisterkind. Dafür ist es immer etwas ganz Besonderes, wenn die Oma die Erinnerungskiste rausrückt und man heiß und innig geliebte Teile wiederfindet, die man dem eigenen Kind anziehen kann.
Fritzie: Außerdem wollen unsere Sachen natürlich am liebsten an all unseren eigenen Kindern sehen und da wir zusammen mit unseren Freundinnen einen Kinderklamotten-Pool haben, der an jedes jüngere Kind weitergereicht wird, müssen sie so einiges aushalten. Da MUSS die Qualität stimmen.
5. Für MaiKind entwerft ihr zwei Kollektionen im Jahr und obwohl jetzt gerade erst der Sommer Einzug gehalten hat, seid ihr in Gedanken wahrscheinlich schon im Winter. In welche Richtung wird es da gehen?
Fritzie: Das ist richtig, derzeit sprühen wir nur so vor Inspiration. Allzu viel können wir noch nicht verraten, aber wir spielen mit Erdtönen, Khaki und Rostrot. Es wird neue, coole, mitwachsende Schnitte geben und auch alte Bekannte werden neu in Szene gesetzt.
6. Wo findet ihr Inspiration?
Nine: Meist im Alltag mit unseren eigenen Kindern und den Kindern von unseren Freunden. Man tauscht sich viel aus und merkt durch die unterschiedlichen Altersstufen, was zu welchem Zeitpunkt wichtig ist.
Fritzie: Was wir auch sehr gern als Inspirationsquelle nutzen sind die Erinnerungen an unsere eigene Kindheit. Was gab es bei uns? Was war praktisch? Solche Gedanken gehen uns durch den Kopf. Egal ob es Farben, Schnitte oder Stoffe sind. Man baut dann eine bestimmte Beziehung zu den Sachen auf und es löst ein Gefühl aus, was man seinen Kunden gern mitgeben möchte. Es ist uns natürlich auch super-wichtig Kundenfeedback und Wünsche zu berücksichtigen.
7. Und was ist eigentlich euer persönliches Lieblingsteil aus der aktuellen Kollektion?
Nine: Als Mädchen- und Jungenmama haben wir natürlich unterschiedliche Ansichten was unsere Lieblingsteile angeht. Mein absolutes Lieblingsteil ist die Bloomer.
Fritzie: Ich mag am liebsten die gesteifte Latzhose. Aber als Macher der Teile können wir das gar nicht objektiv bewerten glaube ich.
8. Ihr sagt auf eurer Website „Wir wollen Kinder nicht zu kleinen Erwachsenen machen“. Was meint ihr damit?
Nine: Wir mögen es ab und an auch durchgestylt, aber die Kleinen sollen in unseren Sachen unbeschwert spielen und toben können. Ohne darauf achten zu müssen, ob etwas dreckig wird oder kaputt geht. Das ist ja nicht Sinn und Zweck von Kinderbekleidung. Also gilt es den Weg zu finden, coole und moderne Teile zu kreieren, die trotzdem allen Ansprüchen des Alltages gerecht werden.
9. Was ist denn zum Beispiel so ein Teil, dass zwar super-schick aussieht, aber in euren Augen für Kinder einfach nur unpraktisch ist?
Nine: So genau lässt sich das nicht definieren. Was man sagen kann ist, dass es super-tolle Teile gibt, die zum Beispiel zu hell sind (vor allem für den Kindergarten) oder das Material ist nicht für den Zweck geeignet. Bei manchen Sachen lässt es der Schnitt auch einfach nicht zu, dass sich die Kinder normal und frei bewegen können.
10. Dresden, Chemnitz, Leipzig, Halle – ich habe in den letzten Monaten so viele kreative Menschen aus dieser Ecke kennenlernen dürfen. Ist Sachsen ein Hotspot für Handmade-Labels?
Fritzie: Das ist eine gute Frage. Auf Messen und Märkten lernen wir viele Handmade-Labels kennen. Berlin und Brandenburg sind oft vertreten, aber auch Hamburg und München. Wir denken es liegt gerade einfach im Trend alles selbst zu machen. Es gibt wahrscheinlich viele Menschen, die so ihre Leidenschaft entdecken und wie wir ihre Liebe zum Beruf machen wollen. Es ist nicht immer einfach, aber das Privileg etwas aus purer Überzeugung zu tun ist unbezahlbar.
Vielen Dank ihr beiden!